Gespräch im Anschluss

Sven Grunert (links), Uli Karg (Mitte), Rupert. J. Seidl (rechts) im Gespräch

KULTFILM AUF DER BÜHNE

 
Spielzeiteröffnung am Kleinen Theater mit „Xaver und sein außerirdischer Freund“
 
Manch einer konnte am Samstagabend im Kleinen Theater den gesamten Text des Films „Xaver und sein außerirdischer Freund“ mitsprechen – Intendant Sven Grunert hatte für die Spielzeiteröffnung in diesem Jahr eine etwas andere Form gewählt: Mit der Vorführung des bayerischen Films läutete er gemeinsam mit seinem Team das Jahr ein. 1986 erschienen, gilt er mittlerweile als Kult. Er mache in seiner Besonderheit „trashig“ etwas zum Thema, wonach wir uns gerade alle sehnten, so Grunert. Nämlich, dass irgendwelche Kräfte und Geschichten von außen an uns alle herangetragen würden, um mit Humor und Lust den täglichen Alltag zu bestehen.
 
Rupert J. Seidl (70) ist der Hauptdarsteller des Films – er wird in den nächsten Wochen am Kleinen Theater auch einen Abend mit Karl-Valentin-Stücken bestreiten. Am Samstagabend saß er gemeinsam mit Sven Grunert nach dem Film auf dem Podium, LZ-Redaktionsleiter Uli Karg moderierte das Gespräch.
 
Zusammenarbeit nach 40 Jahren
 
40 Jahre ist es her, dass Seidl den Film gemeinsam mit vielen anderen und Regisseur Werner Possardt gedreht hat. Eigentlich sei Ottfried Fischer für die Rolle geplant gewesen, jedoch kam es anders. Xaver war Seidls erste Rolle, „aber das bin mittlerweile nicht mehr ich. Den Film mittlerweile zu sehen, ist auszuhalten“, sagte Seidl auf die Frage, wie es für ihn sei, sich selbst auf der Leinwand zu sehen. Für ihn sei es ein wehmütiger Blick in die Vergangenheit. Es sei berührend für ihn, diese vielen Menschen zu sehen, von denen viele nicht mehr lebten. Er erinnere sich auch an sich selbst als jungen Mann, für den das damals etwas sehr Besonderes gewesen sei – und an die vielen Jahre und Erlebnisse, die zwischen ihm damals und ihm jetzt lägen.
 
Grunert hat Seidl in den 1980ern als Schauspielschüler in Bochum erlebt; Seidl stand dort auf der Bühne, jetzt arbeiten sie wieder am Kleinen Theater zusammen. „Xaver und sein außerirdischer Freund“ besticht durch seine abstrus-absurde Geschichte, die aus wenigen Vokabeln bestehende Konversation zwischen Xaver und seinem neuen außerirdischen Freund Alois sowie einem Blick auf Bayern in den 1980ern, inklusive aller Klischees – die auf den zweiten Blick allerdings durch das „Trashige“ des Films auch gebrochen werden.
 
Genau dieser Ansatz gefällt auch Grunert: Aus den Einzelteilen des „Trashs“ im Film entstehe wieder etwas Neues, jeder könne sich in der eigenen Fantasie zusammensetzen, was er davon halte. „Der Film ist vielschichtig und spielt mit Klischees“, erklärte Grunert auf dem Podium. So entstehe ein Gefühl von Freiheit im Alltag.
 
Trash sei Müll und Müll sei etwas Besonderes, sagte Seidl. Jeder häufe in seinem Leben Dinge, Titel, Errungenschaften an – am Ende eines Lebens aber sei das Müll, es bleibe auf dem Sterbebett nichts übrig. „Das ist dann alles weg, das können Sie nicht mitnehmen.“ Man strenge sich für etwas an, das sinnlos sei, so Seidl. Aber genau dieser Trash, das „Selbst-Garnieren“ sei der Stoff für große Komödien. Das sehe man bei Moliere, bei Beckett. Denn nichts sei komischer als das Unglück.
 
Claudia Hagn, Landshuter Zeitung, 6. Oktober 2025
Nach oben scrollen