JOHN GABRIEL BORKMAN
VON HENRIK IBSEN
105 MINUTEN, KEINE PAUSE
Das Stück
Sven Grunerts Inszenierung von „John Gabriel Borkman“ feierte 2011 Premiere – in einer Zeit, in der die Welt immer noch geprägt ist von der Bankenkrise. In der Inszenierung werden die Verunsicherung und die daraus entstehenden Prozesse in der Gesellschaft, die sie über viele Jahre prägen werden, reflektiert. Zehn Jahre später entwickelt sich die globale Pandemie zu einer Krise, welche die Welt zu überwältigen scheint. Der Krisenklassiker von Ibsen ist das Stück der Stunde!
Sven Grunert, die Dramaturgin Ganna Madiar und der Videokünstler Hagen Wiel haben den Live-Mitschnitt der Inszenierung von 2011 filmisch bearbeitet. Am 6. Februar 2021 wird die Inszenierung in einer filmischen Neuauflage auf der Online-Bühne von k.digital Premiere feiern.
Zur Handlung: Borkman ist ein einst erfolgreicher Bankdirektor, der bei illegalen Finanzspekulationen ertappt und zu einer Haftstrafe verurteilt wurde. Bei einer Begegnung zwischen John Gabriel und seiner Schwägerin Ella offenbart sich dessen Untreue an seiner ehemaligen Geliebten, die er der Karriere zuliebe verraten hat, dafür den Bankdirektor-Posten bekam und Ellas Schwester Gunhild heiratete.
Ibsen gehört zu den Wegweisern des psychologisch-realistischen Theaters. In seinem Drama betreibt er moderne, glasklare Menschenanalyse und zeichnet ein Psychogramm von Charakteren, die uns vertraut sind. „John Gabriel Borkman“ ist ein Psycho-Krimi, der Fragen an den Einzelnen und die Gesellschaft stellt. Düster, tief, genau, konzentriert.
ES SPIELEN:
MARIA HENGGE
SEBASTIAN HOFMÜLLER
JULIA JASCHKE
STEFAN LEHNEN
NATHALIE SCHOTT
ANDREAS SIGRIST
CORNELIA VON FÜRSTENBERG
REGIE:
SVEN GRUNERT
DRAMATURGIE:
SUSANNE HINDENBERG
BÜHNE:
HELMUT STÜRMER
KOSTÜME:
KARIN STEPHANY
VIDEOREGIE / KONZEPTION / SCHNITT:
SVEN GRUNERT
HAGEN WIEL
FILMISCHE NEUBEARBEITUNG:
SVEN GRUNERT
GANNA MADIAR
HAGEN WIEL
PHILIPP DEGÜNTHER
ÜBERSETZUNG:
HINRICH SCHMIDT-HENKEL
PREMIERE:
4. FEBRUAR 2011
ONLINE-PREMIERE:
6. FEBRUAR 2021
PRESSESTIMMEN
Das Stück… passt gut zur derzeitigen Lage: Es geht um Distanz. Die Figuren halten, auch körperlich, Abstand, sie kommen einander nicht nahe. Gleichzeitig kommt der Zuschauer den Schauspielern ausgerechnet in der Pandemie so nah wie sonst nicht – dank der Filmperspektive mit Großaufnahmen… Im Film sind im Vorspann Szenen aus der Aufführung mit einer weiten, kargen Winterlandschaft unter schwerem, bleiern-grauem Himmel gegengeschnitten. Das stimmt auf die Inszenierung ein: Was hier passiert, ist, heißt es im Stück, „das Werk der Kälte des Herzens“.
Katrin Filler, Landshuter Zeitung, 8. Februar 2021
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… spannende Dialoge … eindringliches und versöhnliches Schlussbild.
Michaela Schabel, Schabel-Kulturblog, 7. Februar 2021
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Man sieht eine Inszenierung, in der die Zeit still steht.“
Landshuter Zeitung
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… eine herausragend vielschichtige Interpretation …. überwältigende Leistung… ein phantastisches Stück von Henrik Ibsen, inszeniert vom großartigen Sven Grunert, getragen von einem beeindruckend homogenen Ensemble …
Wochenblatt
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„Das knisternde Feuer, kalt projiziert, lässt nur die Sehnsucht nach Wärme fühlen und das Reich der Schatten aufflackern. In dieser gespenstischen Atmosphäre… gelingt unter der Regie von Sven Grunert Ibsens „John Gabriel Borkman“ zum spannenden Kammerspiel psychischer Vergangenheitsbewältigung eines Bankdirektors, der durch illegale Bankgeschäfte seine Familie und sein soziales Umfeld ruiniert.“
Landshut aktuell
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„Düster, trostlos, verzweifelt: In der aktuellen Inszenierung von Henrik Ibsens „John Gabriel Borkman“ an den Kammerspielen Landshut geht es von der ersten Sekunde an ans Eingemachte. Intendant und Regisseur Sven Grunert fährt seinen Personen in die Seele, zeigt Menschen, die sich gegenseitig das Herz aus dem Leib reißen, und am Ende bleiben ein nackter toter Mann und zwei trauernde Schwestern vor den Scherben ihrer Existenz… Ein halbes Dutzend hoch konzentrierter, erfahrener, zupackender Schauspieler hilft ihm dabei, die Menschen auf der Bühne im wahrsten Wortsinn bloßzustellen: Es geht um nichts anderes als die nackte Existenz… Und so entsteht immer mehr der Eindruck, in Landshut einen Ibsen zu sehen, den Grunert am Rande der klassischen griechischen Tragödie angesiedelt hat. Ein mutiges, gelungenes Experiment.“
Bayerische Staatszeitung
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„Grunert verzichtet auf sich anbietende vordergründige Aktualisierungsmöglichkeiten. Er wählt die klassische Reduktion auf das Wesentliche, die antike Tragödie assoziieren lässt, enthüllt die Figuren bildlich aus ihrer Erstarrung… Nackt, aller Verhüllungen entblößt stirbt er (Borkman) in ihren Armen in der Kälte einer eisigen Nacht, ein eindringliches Schlussbild, eine neu gedeutete Pieta-Metapher für den selbst produzierten Liebesmangel.“
Passauer Neue Presse