KRITIKERSTIMMEN
Die Mechanismen der Macht
„Es ist ein Kinderspiel, das Spiel der Gesetze“, sagt Tessa Ensler. Und sie beherrscht dieses Spiel perfekt. Als erfolgreiche Strafverteidigerin haut sie immer wieder ihre Mandanten raus – auch die Täter, auch die Sexualstraftäter. Mit der überheblichen Selbstsicherheit der Gewinnerin erzählt sie, oben in Robe und unten in leuchtend weißen Turnschuhen steckend, von den Verhandlungen vor Gericht wie von einem sportlichen Wettkampf: wie man gnadenlos die Schwachstellen in der Argumentation des Gegners aufdecken und ausnutzen muss. Prima Facie, das ist der Beweis des ersten Anscheins – der gilt, bis es Gegenbeweise gibt. Wie raffiniert-brutal man diesen ersten Anschein auslegen kann, erfahren wir aus den lebendigen Schilderungen Tessas selbst. Mit der Dynamik der erfolgsverwöhnten Aufsteigerin lässt Louisa Stroux ihre Tessa vom Spiel der Gesetze erzählen, von den Verhandlungen im Gerichtssaal und den anschließenden Siegesfeiern, wo man besoffen ist vom Alkohol und von der Eitelkeit.
Das System wendet sich gegen seine Heldin
Der Rausch dauert so lange, bis ein romantischer Abend mit einem Kollegen in eine Vergewaltigung umschlägt. Die minutiöse Schilderung der Ereignisse, die Stroux ihre Tessa da geben lässt, wird durch die Kammerspiel-Atmosphäre im Kleinen Theater besonders intim und besonders schmerzhaft. Ist das immer gerecht, was da vor Gericht erreicht wird ? Oder ist es nur das, was das Gesetz eben auch für die Angeklagten-Seite hergibt ? Zweifel an ihrem Tun hat Tessa nicht, sie, die sich aus kleinen Verhältnissen hochgearbeitet hat und jetzt zu den jungen Stars zählt. Plötzlich findet sich Tessa auf der anderen Seite wieder, plötzlich muss sie versuchen, gegen Elite-Anwälte, ihre Kollegen, zu ihrem Recht zu kommen. Und die schlagen mit genau jenen Waffen zu, die auch Tessa einst zum Erfolg geführt haben. Schmerzhaft, wie Stroux ihre Tessa ihre Situation genau schildern lässt. Sie weiß, gegen welche Kräfte sie sich zur Wehr setzen muss. Suzie Millers „Prima Facie“ wird derzeit an vielen Theatern gespielt. Die australische Autorin war einst selbst Strafverteidigerin, hat selbst Sexualstraftäter vor Gericht vertreten – sie weiß, wovon sie schreibt. Das Solo-Stück, das Intendant Sven Grunert nun am Kleinen Theater in Landshut inszeniert hat, wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet.
Die Sache mit der Menschenwürde
Es passt ja auch perfekt in die Zeit der Metoo-Debatten. Man fragt sich: Können Gesetze, die von Männern gemacht wurden, auch für Frauen Gerechtigkeit bringen ? Bei diesem Thema zeigt sich: Nein. Im Hintergrund scheint Platon auf, auch Moses – es ist eine Männerwelt. Die Bühne stammt vom Haus-Urgestein Helmut Stürmer, der die Bühnensprache des Hauses mitgeprägt hat. Das ganze Stück über läuft auf dem Bühnenhintergrund der erste Satz von Artikel 1 des Grundgesetzes: „Die Würde des Menschen ist unantastbar.“ Man sieht es und denkt beklommen: Tja. Die Erkenntnis „Es muss sich etwas ändern“ hätte am Ende gar nicht ausgesprochen werden müssen. Das hat man gerade 90 Minuten so eindringlich wie überzeugend vor Augen geführt bekommen.
Philipp Seidel, Landshuter Zeitung, 16. Oktober 2024
Suzie Millers „Prima Facie“ spannend im kleinen theater KAMMERSPIELE Landshut inszeniert
Vorpreschen, warten, Einspruch erheben, dann das Kreuzverhör. Louisa Stroux in der Rolle einer jungen Anwältin gerät regelrecht in Euphorie über ihr strategisches Vorgehen vor Gericht. Sie lässt das Opfer im Glauben im Recht zu sein, macht auf naiv, stottert absichtlich, um es dann im Kreuzverhör mit vier Fragen wie Schüsse ins Verderben zu katapultieren. „Wow, ist die gut!“ untermalt vom eingespielten Raunen von Kollegen, weiß sie um ihr hervorragendes Image als einzige Frau weit und breit, die übergriffige Männer vor Gericht rehabilitiert. Mucksmäuschenstill ist es im Theater angesichts dieses fulminanten Einstiegs. Ein starker Text… eine stilsichere Inszenierung, schauspielerisch großartig umgesetzt. Regisseur Sven Grunert verzichtet auf große Kulisse. Schwarze Anzüge auf einer schwarzen Stuhlreihe stehen für die männlich besetzte Jurisprudenz. Eine fahrbare Stellage, Tisch, Stuhl und Licht schaffen unterschiedliche Räume, Spiegel, Lichteffekte und projizierte Live-Portraits intensivieren den Wandel dieser Anwältin, die sich plötzlich in der Rolle des Opfers findet.
Suzie Millers, die selbst viele Jahre lang als Strafverteidigerin mit Schwerpunkt Sexualdelikte arbeitete, weiß, wovon sie schreibt. Ihr Ein-Frauen-Monolog „Prima Facie“ (2019, Sidney) wurde als brandaktuelles Me-Too-Stück sofort ein weltweiter Hit und unter der Regie von Grunert ein Sprungbrett für Louisa Stroux. Gekonnt weiß sie die Facetten dieser Karriere-Anwältin in Szene zu setzen, eine Powerfrau mit leuchtenden Augen, die mit sadistischer Berechnung die Anklagen der Opfer als Hirngespinste offeriert, ihnen ganz bewusst den Boden unter den Füßen wegzieht und selbstherrlich ihre Erfolge feiert, fest in der Überzeugung, dass es keine Wahrheit gibt. Aufgabe der Justiz ist es allein, die Lücken in der Anklage zu finden.
In nahtlosen Übergängen verwebt Stroux Vergangenheit und Gegenwart, das ärmliche Zuhause mit der abgearbeiteten Mutter, dem Bruder, einem Loser, den Konkurrenzkampf an der Uni und immer mehr ihr Intimleben. Diese Karrierefrau ist so unsympathisch nicht. Sie hat sich ihren Erfolg hart erarbeitet. Vielleicht könnte aus einem Flirt mit Jules, ihrem Kollegen auch Liebe werden. Dass er sie vergewaltigen würde, damit hatte sie nicht gerechnet. Stroux chargiert gekonnt zwischen extremen Emotionen. Sie lässt alle Höhen und Tiefen dieser Frau derart intensiv aufleuchten, dass der eineinhalbstündige Monolog zum spannenden Psychogramm und Zerrspiegel unserer männerdominierten Justiz wird. „Die Würde des Menschen ist unantastbar“, als rotes Laufband immer wieder eingespielt, wird zur Farce. Das Stück endet. wie es beginnt. Nur dass jetzt die Anwältin das Opfer ist und sie, wohlwissend wie die Mechanismen der Justiz funktionieren, voll darauf hereinfällt. Doch sie, das ist der Unterschied, kämpft weiter. Das ist Theater, das unter die Haut geht, und neue Einsichten offeriert.
Michaela Schabel, schabel-kultur-blog, 21. Oktober 2024
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(Un)antastbare Menschenwürde?
Eine die Bühne beherrschende Abbildung einer Platon-Büste. Eine Frau, die sich in stummen Rufen vergeblich Gehör zu verschaffen versucht. Spiegel überall. Im Zentrum eine junge Frau, still, lediglich Objekt. Und über allem dieser eine Satz, den es an diesem Abend zu verhandeln gilt: Die Würde des Menschen ist unantastbar.
Die Unantastbarkeit der Menschenwürde sicherzustellen, das ist die Aufgabe des Rechtssystems, in dem die Erzählerin Tessa die Rolle der Strafverteidigerin einnimmt. Ihre Aufgabe ist es, macht sie klar, den Angeklagten vor unrechtmäßiger Verurteilung zu schützen. „Wir urteilen nicht“, so das Credo der Anwältin. Aber stimmt das? Geht es um Recht und Gerechtigkeit?
Schnell wird klar, dass das Ziel des juristischen Kräftemessens der Sieg vor Gericht ist. Für Verteidiger bedeutet dies: Zweifel an der Schuld des Angeklagten säen – eben „die bestmögliche Version der Geschichte des Mandanten“ vorzutragen. Für Staatsanwälte: ebendiese Zweifel nicht obsiegen zu lassen. Und Tessa ist in diesem Job als Strafverteidigerin gut. Sehr gut und erfolgreich – und das als Aufsteigerin aus der Arbeiterklasse, deren Leistungen ihrer Mutter nie genug sind. „Prima Facie“ – eine kurzweilige Aufsteiger-Story? Nein.
Tessa genießt ihr Leben und beginnt eine Affäre mit einem Kollegen, ein Spross aus gutem Hause. „Prima Facie“ – eine Aschenputtel-Geschichte? Schön wäre es.
Denn auch wenn alles perfekt zu laufen scheint: Bei ihrem ersten offiziellen Date, das nach viel Alkohol und Kurzweil schließlich im Bett endet, passiert das Unerhörte: Aus einer Liebesnacht wird eine Vergewaltigung. Das Selbstvertrauen Tessas ist bis ins Mark erschüttert, sie selbst als Person schwerst beschädigt. Doch damit nicht genug: Was der sexuelle Übergriff nicht zu vollbringen vermochte, schafft schließlich das Justizsystem, in dem sich Tessa bestens auskennt und dem sie doch hilflos ausgeliefert ist. Am Ende ist es Tessa, die – ihrer Stimme, ihrer Würde beraubt – zum stummen Objekt wird.
Der Verfasser dieser Zeilen ist männlich, weiß und über 50 und damit genau Teil jener privilegierten Gruppe, die im Rahmen der #metoo-Debatte kollektiv ins Kreuzverhör genommen wurde. Er kennt das Gefühl, ungerechtfertigt auf der Anklagebank zu sitzen und zugleich zu wissen, dass er qua Geschlecht auf höchst unfaire Art privilegiert ist – auch als Kind der Mittelklasse. Er kennt diese Dichotomie aus Abwehrhaltung und Stellvertreter-Schuldgefühl. Und er hat wenig das Bedürfnis, sich freiwillig einer Generalanklage auszusetzen stellvertretend für alle Reichelts, Weinsteins und Lindemanns dieser Welt.
Zum Glück ist es gerade keine Pauschalanklage, die in „Prima Facie“ von Suzie Miller erhoben wird. Es wird – siehe oben – humorvoll-spritzig ein Szenario aufgebaut, das Sympathien für diese von Louisa Stroux so formidabel frisch gespielte Tessa aufkommen lässt. Man wünscht es ihr, dass aus ihrem Verliebtsein mehr wird.
Umso härter trifft es den Zuschauer, als Tessa schildert, wie ein verspielt-romantischer Abend mit leidenschaftlichem Sex plötzlich umschlägt: Wie Stroux diese vor Selbstbewusstsein strotzende Tessa binnen Minuten zu einem von Selbstekel und Selbstzweifeln erfüllten Elend zusammenfallen lässt, geht tief unter die Haut. Der Moment, als sie erkennt, dass sie hilflos dem eben noch begehrten und nun so verabscheuten Mann ausgeliefert ist, der einzig und allein seine Triebbefriedigung sucht, ist auch für den Zuschauer ein Schlag in die Magengrube.
Fassungslos lauscht man der Schilderung, sieht die Starverteidigerin hinter der neuen Identität als Opfer verblassen – und hat doch merkwürdig Verständnis für den Täter: War er sich seiner Tat überhaupt bewusst? Es ist diese reflexartige maskuline Rechtfertigung, die dem weiblichen Opfer die Täterschaft zuschreibt, einfach weil sie Frau ist – über Jahrhunderte eingeübt und durch alle Instanzen gebilligt.
Aber kann diese Rechtfertigung von Bedeutung bei der Bewertung der Schwere der Tat sein? Wie verhält es sich nun mit der Unantastbarkeit der Menschenwürde, wenn diese so leichtfertig beschädigt werden kann?
Man ahnt es schon: Mit den Mitteln der Justiz ist die Menschenwürde nicht zu schützen, denn – am Ende gewinnt der mit der besten Version der Geschichte. Eine Tat muss zweifelsfrei nachgewiesen sein – und da verlässt man sich zu sehr, dies wird im Stück überdeutlich, auf objektivierbare Faktoren. Doch wie soll die Seele, die Würde, das Selbstbild eines Menschen objektivierbar sein? Das Stück mündet in ein flammendes Plädoyer für eine Reform des Rechts hin zu einer Würdigung der seelischen Unversehrtheit des Menschen. Allerdings, das zeigt der Schluss, trifft dieser Appell in einer maskulin dominierten Welt auf taube Ohren. Und lässt den Zuschauer mit einem Kloß im Hals zurück. Schließlich wird keine Lösung geboten, sondern lediglich ein eindringlicher Hinweis auf das, was ist.
Auch wenn die Inszenierung von Sven Grunert gelegentlich symbolisch überladen wirkt und der Text von Suzie Miller gegen Ende etwas zu penetrant seine Botschaft anzubringen sucht, ist das Thema zu wichtig und die Form, in der es behandelt wird, zu berührend. Und da das Stück sich mit dem „ersten Blick“ auf die Sachlage zufrieden gibt ohne sie zu werten, kann man von dem Gesehenen nicht unberührt bleiben. Auch nicht als alter weißer Mann.
Stefan Becker, Journalist
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Denken heißt Überschreiten
Die Schauspielerin Louisa Stroux verkörpert kongenial die sich einem inneren Strukturwechsel befindende Staranwältin Tessa Ensler.
Das Einpersonenstück von Suzie Miller verlangt von der Darstellerkunst präzise gespielte innere Rollenwechsel, innere Monologe, Selbstreflektionen und die Figur findet sich plötzlich in einem harten und kritischen Gespräch aus verschiedenen Positionen und Perspektiven um grundsätzliche Fragen des Lebens wieder.
Louisa Stroux gelingt es in dieser Aufführung den interessierten Zuschauer die volle Zeit über in den Bann zu ziehen und führt ihn sorgfältig und klar auch im Wechsel der Situationen des vielschichtigen und facettenreichen Bühnengeschehens durch das Handlungsbild. So dominiert die Kurzweil den Theaterabend über.
Der Inszenierung gelingt es, einen aus einem facettenreichen und intrapersonell vielschichtigen Rollenspiel und ebenso durch den miteindrücklichen Ton- und Bühnenbildcharakter, ein Großes, Ganzes für den Zuschauer zu schaffen.
Wer denkt, hat Recht! – könnte man den spielerischen Prozess innerhalb des Theaterstücks betiteln. So könnte jedenfalls die These lauten, folgt man dem Philosophen Ernst Bloch, dem Autor des 3-bändigen Werkes „Das Prinzip Hoffnung“. Hier bedeutet Denken ein Verstehen, das sich per individueller Hoffnungsfähigkeit immer schon mitgleich in der Zukunft der Menschheit aufhält, denn bei Bloch ist die zentrale Wertedefinition der menschlichen Existenz, der „Würde des Menschen“ zu finden in dem Grundsatz: „Denken heißt Überschreiten!“ Denken als Tat, die Einheit von Gedanke und Existenz innerhalb gesellschaftlichen Zusammenseins des Menschen.
Sven Grunert und das Ensemble von „Prima Facie“ fordern den Zuschauer nahezu dazu auf: Das couragierte Selbstdenken und das leidenschaftliche Fragen niemals aufzugeben oder gar zu vergessen. Zumindest wenn es um gemeinsame Werteverwirklichung der Menschheit geht: um Menschenwürde, Freiheit und reale Möglichkeiten sie in der alltäglichen Tat leben zu können.
Konstanze Caysa, Philospohin
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Das Stück der Stunde
Da stürmt sie am Publikum vorbei auf die Bühne: Tessa Ensler, voller Energie, sprungbereit in ihren weißen Turnschuhen. Selbstbewusst und angriffslustig ist sie, die junge Strafverteidigerin, die es aus einem prekären Milieu auf die Elite-Universität geschafft hat und nun täglich im Gerichtssaal für „Gerechtigkeit“ sorgt. Ihre Spezialdisziplin ist die Verteidigung in Fällen sexualisierter Gewalt. Die Verteidigung der Täter. Ob der Angeklagte die Tat begangen hat, ist zweitrangig. Ob man es ihm nachweisen kann, das ist die Frage. Es geht nicht um Moral, es geht um die juristische Wahrheit und die Unschuldsvermutung, Tessa ist davon überzeugt. Bang! Bang! Bang! Die Aussagen der Zeugin werden zerpflückt, bis die Lücken offen liegen. Im Zweifel für den Angeklagten. „Ich habe gewonnen – na klar! Das Recht ist ein Kinderspiel.“ Tessa Ensler beherrscht das Spiel.
Die Rolle der Staranwältin spielt Louisa Stroux stolz, von Selbstbewusstsein strotzend. Schwarzer Anzug, weiße Bluse: eine Macherin. Hinterfragt sie sich als knallharte Juristin, für die Gesetze alles sind und Gefühle nichts? Kurze Momente scheint es so, wenn sie in die Kamera des Laptops blickt und der Beamer ein weiches, verrutschtes Frauengesicht auf den Hintergrund der Bühne wirft. Darüber läuft in Dauerschleife Artikel 1 des Grundgesetzes in roter Digitalschrift: Die Würde des Menschen ist unantastbar.
Wie diese verloren geht, erfährt Tessa im zweiten Teil der Inszenierung am eigenen Leib. Ein Kollege, den sie nach einem feucht-fröhlichen Abend mit nach Hause nimmt, vergewaltigt sie. Den Tathergang schildert Louisa Stroux dem Publikum im Detail und macht es so zu Zeugen. Da ist sie nun: die zerbrechliche Tessa, voller Wut und Tränen. Stroux gelingt es in ihrem Spiel, die toughe Frau dabei nie ganz verschwinden zu lassen. Sie überwindet sich, zeigt Julian an, wohl wissend, dass sie keine Chance hat, im Prozess Recht zu bekommen. Wer weiß besser als sie selbst, wie die Aussagen eines Gewaltopfers auseinandergepflückt, umgedreht und umgedeutet werden? Es endet, wie es enden muss und wie es tagtäglich unzähligen Frauen und Mädchen auf der ganzen Welt ergeht. „Das Rechtssystem hat mich wie eine Lügnerin dastehen lassen. Julian wird sich nie entschuldigen müssen, wird niemals zugeben müssen, was er getan hat.“ Hätte die alte Tessa ihn vertreten, so wäre der Prozess wohl genauso ausgegangen…
In der etwas pathetischen Schlussszene hält Tessa ein Plädoyer gegen die Gewalt an Frauen. „Das Rechtssystem ist fehlerhaft und chaotisch, es ist kaputt.“ Ein System, das die Opfer von Vergewaltigungen nicht schützt. Ein System, wie in Stein gemeißelt, von Männern geschrieben und von Generation zu Generation weitergegeben. Bis heute.
Carola Feddersen, Journalistin