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Roswitha Metz, Heide Wiese, Sigrid Lössl (von links) - engagieren sich seit Jahrzehnten im Trägerverein

DREI JAHRZEHNTE BÜHNENLIEBE

Über 30 Jahre gibt es das Kleine Theater – seit jeher unterstützt vom Trägerverein

Von Claudia Hagn , Landshuter Zeitung, 7.3.2023

Einmal wurde Heide Wiese vom Trägerverein des Kleinen Theaters von ihren Nachbarn gefragt, was es eigentlich genau mit den auffälligen Dessous in ihrer Wäsche auf sich habe. Heide Wiese musste kurz schmunzeln – und erklärte dann, dass sie sich um die Kostüme der „Dreigroschenoper“ im Kleinen Theater kümmere. Wie immer, wenn es in den vergangenen 30 Jahren um Requisiten-Spezialaufgaben ging.

Seit 1992 gibt es den Trägerverein des Kleinen Theaters, Kammerspiele Landshut. Aus diesem und der Idee einiger Theaterfans hat sich seither eine Landshuter Erfolgsgeschichte entwickelt, die in der 30. Spielzeit läuft. Jahrzehntelang dabei sind Heide Wiese, Roswitha Metz und Sigrid Lössl. Wir haben sie getroffen – und mit ihnen über das kleine, aber dennoch große Theater im Rottenkolberstadel gesprochen.

Es ist nicht einfach, diese über 30 Jahre in ein Gespräch zu packen. 30 Jahre, das ist eine ganze Generation; und eigentlich hatte alles ganz klein begonnen – als Nachfolger einer künstlerischen Idee in der Neustadt 455, in einem Hinterhof, mit dem Stück „Liebe Jelena Sergejewna“. Die damalige Vorsitzende Roswitha Metz kann sich noch genau an das Datum erinnern, diesen 14. Oktober 1992, in den Räumen, in denen mittlerweile das Tanzstudio Hornberger seine Heimat gefunden hat: „Es war alles eng, an sich nur ein Raum. Bei Schulvorstellungen konnte man nicht im Büro arbeiten, weil es nur eine dünne Wand gab, und es sehr laut war.“

Sven Grunert kam über eine Zeitschriftenanzeige

Der Verein mit seinen 35 Mitgliedern war damals der Rechtsträger des Kleinen Theaters, die Schauspieler waren beim Verein angestellt. Er zahlte die Gagen aus und stellte die Anträge für Fördermittel bei der Stadt. 50 000 Mark waren das damals; Alt-Oberbürgermeister Josef Deimer nennen die Drei als großen Unterstützer. „Es war alles eine große Symbiose“, sagt Metz.

Sie saß oft bis spät in die Nacht im Kleinen Theater – ehrenamtlich. Am nächsten Tag um acht Uhr telefonierte sie wieder mit der Stadt. Alle Tantiemen und Gagen trug sie in Überweisungsträger ein. „Es war ein Full-time-Job“, erinnert sie sich. Auch zum Stichwort Geld hat sie eine Erinnerung parat: Die betreuende Bank wollte damals für die mögliche Überziehung des Kontos Sicherheiten. Neu angeschaffte Scheinwerfer akzeptierte sie nicht. Also setzten die Vereins-Verantwortlichen private Sparbücher ein. „Theaterverrückt“ nennt Metz sich und ihre Mitstreiter. „Ich hätte damals nie gedacht, dass sich das mit dem Theater so entwickeln würde.“

Einen großen Anteil an der Entwicklung hatte die Schaltung einer kleinen Anzeige in der Fachzeitschrift „Theater heute“ im Jahr 1992. Der Verein suchte einen Theaterleiter. Zehn Kandidaten bewarben sich, drei erschienen zum Vorstellungsgespräch. Einer davon war Sven Grunert – er schaute auf dem Weg von Zürich nach Leipzig vorbei und ist seitdem geblieben, als Intendant, künstlerischer Leiter und Kopf des Kleinen Theaters. „Mit ihm wurde alles richtig professionell“, sagt Metz. Die Stücke, die Schauspieler, die Technik – denn Grunert bestand darauf, an seinem Haus immer mit Profis zu arbeiten.

Auch nach 30 Jahren klingen die Frauen noch ein wenig überrascht, dass alles so gut geklappt hat. Und mit ein wenig Stolz erzählen sie davon, wie sie vom kleinen Bühnenraum in der Neustadt in den repräsentativen Rottenkolberstadel nahe der Isar ziehen konnten. Das Bauwerk aus dem 14. Jahrhundert war zuvor leer gestanden, drohte zusammenzufallen; ein Handwerker hatte bereits sein Lager darin abgebrochen, weil das Dach undicht war.

Doch die Stadt spekulierte auf Fördermittel durch kulturelle Nutzung, sagt Metz – der Stadel wurde aufwändig saniert, das Kleine Theater zog ein; und spielte am 26. September 1998, einen Tag vor der Bundestagswahl, die erste Premiere im neuen Haus. Helmut Kohl wurde einen Tag später als Kanzler abgewählt und das Kleine Theater startete in ein neues Leben. Seit 2013 ist das Kleine Theater eine gGmbH. Ein Aufsichtsrat mit fünf Mitgliedern kümmert sich nun gemeinsam mit Intendant und Geschäftsführer Sven Grunert um die Belange.

Der Trägerverein ist aber nach wie vor eng verbunden mit den Schauspielern; die klingeln auch mal um halb zwölf Uhr nachts bei den Mitgliedern, wenn ihnen etwas auf der Seele brennt. Einige Kinder wurden in den vergangenen 30 Jahren geboren, enge Freundschaften sind entstanden. „Den Zusammenhalt schätzen wir sehr. Und die Arbeit hier ist eine immense Bereicherung für unser aller Leben“, sagt Sigrid Lössl, die 2002 den Vorsitz des Vereins von Roswitha Metz übernommen hat.

Es stand auch einmal schlecht um das Theater

Die Vielseitigkeit des Theaters, die vielen, ganz unterschiedlichen Charaktere, das ständig Neue, Spannende: All das begeistert die drei Frauen nach wie vor an ihrer Arbeit. Auch dann, wenn sie unentgeltlich Holzspäne als Requisite organisieren müssen, wenn eine Müllzange auf der Bühne gebraucht wird oder plötzlich eine Schaufensterpuppe fehlt. Die stellvertretende Vorsitzende Heide Wiese zieht zudem Sponsoren und Stuhlpaten für die 99 verfügbaren Plätze im Kleinen Theater an Land, ohne die es nicht ginge, erzählt sie. Doch das Trommeln für die Kultur ist eine langwierige Sache; und für einen Verein sowieso, sagen die Drei. Denn Vereine seien im Jahr 2023 grundsätzlich mit schwindenden Mitgliederzahlen konfrontiert.

Ob sie sich auch an Krisen erinnern? „Ja“, sagt Sigrid Lössl und nennt das Jahr 2008/2009. Da stand sie schon beim Insolvenzberater, um Informationen einzuholen; doch bis zur Insolvenz kam es nicht, das Kleine Theater erholte sich. Wiese, Metz und Lössl haben alle Stücke aus den 30 Jahren gesehen, manche auch mehrfach. Wahrscheinlich könnte man sagen, sie halten den Laden gemeinsam mit dem Team aus Liebe zum Theater zusammen.

Momentan hat sich die Mitgliederzahl des Vereins bei etwa 135 eingependelt. Wenn man Roswitha Metz nach ihrem Lieblingsstück im Kleinen Theater fragt, nennt sie „Liebe Jelena Sergejewna“, das allererste. Denn das sei die Initialzündung gewesen. „Und jeder, der das damals gesehen hat, wusste: Hier beginnt etwas Neues.“

Landshuter Zeitung, 7. März 2023
Mit freundlicher Genehmigung der Mediengruppe Attenkofer

 

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