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ARTIKEL

Welt(klasse) Theater in Niederbayern - Magazin Lichtung 2023 / 1

Das kleine theater – Kammerspiele Landshut feiert sein 30-jähriges Jubiläum
Intendant Sven Grunert führt es in die Zukunft

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Eigentlich könnte Sven Grunert auf 50 Jahre Theaterleitung zurückblicken, denn schon als Zehnjähriger gründete er seine erste Bühne: ein Vorhang, darauf eine lächelnde Sonne und ein Bretterboden. Vielleicht hat ihm sein Vater, der Landtagsabgeordneter in Baden-Würtemberg war, die Kunst der Rhetorik mitgegeben. In jedem Fall gelingt es dem Intendanten des kleinen theaters stets, durch seine Überzeugungskraft und sein Charisma, Menschen mitzureißen und in seinen Kosmos, der durchaus nicht unpolitisch, aber doch vielmehr poetisch, provokant und sinnlich erfahrbar ist, einzubeziehen. Die Krisen haben es der Kulturszene in den vergangenen Jahren nicht eben leicht gemacht, doch an Energie und Engagement mangelt es keinesfalls: „Weltoffenheit ist der größte Feind aller Diktaturen. Ja. Ich glaube, dass etwas bleibt von dem, was wir auf der Bühne zeigen. Ich glaube an die Kraft des Theaters und an die Kraft der Poesie, an den Zauber des Augenblicks und an die Verwandlung und Transformation, die der Vorhang verspricht, solange er aufgeht“, sagt Grunert.

Er begann seine künstlerische Arbeit als Liedermacher, Texter und Rezitator. Nach einem Volontariat im Printbereich erhielt er seine künstlerische Ausbildung an der Schauspielschule Bochum und sein Regiediplom an der Theaterakademie Ulm. Sein eigenes Stück „Fetzer, ein Stück Jugend“ wurde 1988 am Theater Ulm uraufgeführt. Nachhaltig geprägt hat ihn seine Assistentenzeit bei Giorgio Strehler am Piccolo Teatro di Milano, einem herausragenden Künstler der europäischen Theatergeschichte, der durch sein Studium der Ausdrucksformen der Commedia dell`arte mit komplexen Interpretationen des klassischen Stückekanons überraschte. Auch bei dem Autor, Schauspieler und Regisseur Ken Campbell am Royal National Theatre in London hat Grunert assistiert. In Luxemburg begann er 1990, seine eigenen Ideen zu realisieren als Mitbegründer und künstlerischer Leiter des Centre d´expression théâtrale.

Zwei Jahre später macht er Halt in Landshut, eigentlich nur für die Inszenierung eines einzigen Stücks. In der einstigen Herzogsstadt, wo auf der Burg Trausnitz noch die einsturzgefährdete Narrentreppe mit lebensgroßen Figuren aus der Commedia dell´arte von einstiger Größe erzählte, begann die fahrende Truppe um Grunert mit den Proben zu „Liebe Jelena Sergejewna“ von Ljudmilla Rasumowskaja in einem Hinterhof in der Neustadt. Die Bühne war kaum größer als ein Badetuch. Das Experiment gelang. Das Publikum tobte. Die Arbeit in der freien Szene faszinierte. Während in den 1990ern ein Theaterhaus nach dem anderen schließen musste, baute das kleine theater unter städtischer Obhut ein neues. Die künftige Wirkstätte sollte der nach den Vorstellungen der Künstler sowie unter den Auflagen des Denkmalschutzes umgebaute gotische Rottenkolber Stadel werden. Seit 25 Jahren entstehen hier Gegen-Welten der Magie des Lichts, der Dramen von der antiken Antigone bis zum Gegenwartsstück. Das Publikum darf sich am 7. Januar auf die Premiere von „Oleanna“ freuen. Außerdem ist eine emotional-assoziative Annäherung an Johann Wolfgang Goethes „Faust“-Stoff geplant. Und auch die nächste Generation kommt zum Einsatz. Sarah Grunert stellt ihr Hörbuch für Kinder vor: „Bea Beutelratte will sich fledermausen“ über eine abenteuerliche Wanderschaft „auf der Suche nach den Künstlern der Lüfte“.

Eva Maria Fischer, Magazin Lichtung, 2023/1


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