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DER HALS DER GIRAFFE
GASTSPIEL
VON JUDITH SCHALANSKY
90 MINUTEN, KEINE PAUSE


DAS STÜCK
Judith Schalanskys Bildungsroman ist originell, eigensinnig und hellwach. Anpassung ist alles, weiß Inge Lohmark. Schließlich unterrichtet sie seit mehr als dreißig Jahren Biologie. Dass ihre Schule in vier Jahren geschlossen werden soll, ist nicht zu ändern – in der schrumpfenden Kreisstadt im vorpommerschen Hinterland fehlt es an Kindern. Lohmarks Mann züchtet nun Strauße, ihre Tochter Claudia ist in die USA gegangen und möchte keine Kinder.

Als Lohmark Gefühle zu einer Schülerin der 9. Klasse entwickelt, gerät ihr Weltbild endgültig ins Wanken. Mit immer absonderlicheren Einfällen versucht sie zu retten, was nicht mehr zu retten ist. Verkörpert wird Inge Lohmark von der großartigen Ursula Berlinghof. Die Schauspielerin ist dem Landshuter Publikum bereits durch viele Inszenierungen bekannt, nun ist sie endlich wieder an den KAMMERSPIELEN zu sehen.

ES SPIELT:
URSULA BERLINGHOF

REGIE:
JOHAN HEß

TECHNIK:
PHILIPP DEGÜNTHER

PRODUKTION:
WÜRTEMBERGISCHE LANDESBÜHNE ESSLINGEN

 

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PRESSESTIMMEN

 

Das Leben der Lohmark
Gastspiel der Landesbühne Esslingen: Ursula Berlinghof brilliert in der Bühnenadaption des Romans „Der Hals der Giraffe“ im kleinen Theater

In Judith Schalanskys ironischerweise „Bildungsroman“ genanntem viel gelesenen Buch „Der Hals der Giraffe“ geht es um eine schon etwas in die Jahre gekommene Dame namens Inge Lohmark, die in Vorpommern (eigentlich eher: Hinterpommern) Biologie unterrichtet. Und um eine Welt, die sich um sie herum grundlegend verändert hat und weiter verändert, während sie bei ihrer liebgewonnenen und altgewohnten Frontalunterrichtsdidaktik bleibt. Dass sich auch in ihr eine Welt verändert hat, dass da ein innerer Zusammenbruch stattgefunden hat, das bleibt recht lange hinter ihrer Fassade aus knarzig-sarkastischem Benutzen ihrer kühl-sachlichen Naturwissenschaftsphilosophie und ihrem „kreidelastigen Unterricht“ verborgen.

Die Frau hat sich in ihrer biologistischen Weltsicht kommod eingerichtet. Sind eh alles die Gene. Natürliche Auslese. Der Mensch als Spitze der Nahrungspyramide. So Sachen halt. Womöglich ist das in der untergegangenen DDR auch ein Weg gewesen, sich mit quasiamtlicher innerer Distanz dennoch im Alltag einzurichten. Dass sie dieses Denken schlussendlich aber nicht nur nicht weiterbringt, dass zum Leben auch Menschlichkeit, Mitmenschlichkeit, Empathie gehören, das ist dann auch der eigentliche Kern der Erzählung. Das Herz ist nicht nur ein Muskel, der Blut durch den Körper pumpt. Und der Mensch ist nicht Moos noch Pilz, weder Igel noch Spitzmaus, kein Habicht und kein Wolf. Der Mensch ist ein Mensch, und das vergisst die Dame Lohmark mit ihrem eher schlichten Weltbild. Sie belehrt junge Menschen und lernt doch selbst störrisch und stoisch nichts dazu.

Dass man das nicht nur gelesen, sondern auch gesehen haben muss, das kann man jetzt nach einem Besuch des kleinen Theaters Landshut aus guten Gründen sagen. Denn die Württembergische Landesbühne Esslingen hat den Roman in einen Monolog umgearbeitet, was insofern nahe liegt, als die Geschichte sich tatsächlich erstrangig um eine Person dreht. Deswegen jetzt also die eingedampfte Theater-Version des Textes, die man nach der Besichtigung des Bühnen-Versuchs als Gastspiel in Landshut dankbar aufnehmen kann.

Der Versuch in der Regie von Johan Heß geht schon deshalb so gut auf, weil die Lehrerin von der großartigen Schauspielerin Ursula Berlinghof verkörpert wird. Sie befördert das Publikum hinein in das Leben der Lohmark, dieser zunächst erheiternd bärbeißigen Frau mit ihrem unterhaltsamen kinderhassenden Schulterror. Aber so lockt sie den Beobachter zunehmend auch auf unsicheres Terrain, wenn nämlich plötzlich große Einsamkeit und Sehnsucht nach Zuwendung aufleuchten und Berlinghof dann die große Lebenswunde der Frau zeigt – als tief verletztes inneres Kind. In diese Tiefe rummst das Publikum hinein und wird zuletzt sacht wieder hinausgeführt in eine weitere, grundsätzliche Lebenskrise.

Gestisch und mimisch radikalisiert Berlinghof das Tun der Lehrerin vom äußeren Tick bis zum inneren Schmerz und zurück. Das ist toll anzuschauen. Schön auch die Dialogszenen, die Berlinghof im Hin und Her ausbreitet. Wer sagt, dass ein Monolog immer nur die Wiedergabe einer inneren Stimme sein muss? Nichts da: Man sieht auf der Bühne also durchaus auch mal zwei Menschen in einer Person mit netten Momenten wie jenem, in dem Berlinghof den Schulleiter, wenn ohnehin gerade vom „Affen“ die Rede ist, mit grazil äffischem Gestus beschenkt. Oder die nölende Klassentussi zeigt. So etwas kann man durchaus kommenden Schauspieltalenten fürs Vorsprechen empfehlen.

Neunzig Minuten Abendunterhaltung auf äußerst hohem Niveau: So sollen und können Kammerspiel-Inszenierungen sein.

Christian Muggenthaler, Landshuter Zeitung, 23. Januar 2017

 

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