DIE STÜHLE
VON EUGÈNE IONESCO
DAS STÜCK
Irgendwo – eine Welt. Irgendwo – eine Insel. Irgendwo im Meer. Poppet und Semiramis. Ein etwas ungewöhnliches Paar. Leben, abgeschnitten in der Welt. Abgeschnitten von der Wirklichkeit, in einem Turm auf einer Insel. Hin und her bewegt durch Ebbe und Flut, Anziehung und Abstoßung. Gezeiten.
Die Welt hinter dem Horizont gibt es nicht mehr. Kein Paris, keine Pyrenäen. Die beiden sind ganz auf sich gestellt. Alle Brücken sind abgebrochen – zur Wirklichkeit.
Doch heute ist ein besonderer Tag. Man erwartet Gäste. Illustre Gäste einer Vergangenheit. Stühle werden aufgestellt. Ein Fest soll es werden. Auf der Gästeliste stehen ein Redner, Bankiers, Artisten. Eine Hofgesellschaft. Sogar der Kaiser wird erwartet und ein stummer Redner soll den Sinn des Lebens verkünden.
Die Erwartungen und Hoffnungen wachsen ins Unermessliche. Ihm Wirrwarr zwischen dem Realen und dem Imaginären wird das Symbolhafte im Reich der Vorstellung zur Wirklichkeit des Geschehens.
„Die Stühle“ gilt, wie das Kult-Theaterstück „Warten auf Godot“ von Beckett, als eines der Hauptwerke des Absurden Theaters. Und gehört zur Weltliteratur. Es steht in der Tradition von Antonin Artaud, Jean Cocteau, Albert Camus, Jean-Paul Sartre, aber auch der Surrealismus hat seine Spuren im Absurden Theater hinterlassen. Eine große Parabel über Licht und Schatten von dem, was wirklich ist. Eine Parabel über Werden, Suchen und die sehnsuchtsvolle Erwartung dessen, was durch Hoffen wirklich werden kann. Eine tragische Farce, fantasievolles Theater, absurde Wirklichkeit. „Denn das Leben lässt sich einfacher leben, wenn es keinen Sinn hat.“ (Albert Camus) Komisch, befreiend von der Last der Bedeutung, irreal, existenziell. Denn unser Leben ist ein Widerspruch.